Familienergänzende Kinderbetreuung in der Schweiz ist zu teuer für Eltern! Anbieter können trotzdem
Ein offener Dialog ist nun gefragt!

In den vergangenen Monaten setzte ich mich im Rahmen meiner Masterarbeit zum MBA intensiv mit der Frage auseinander, wie die wirtschaftliche Situation der familienergänzenden Kinderbetreuung (FEB) im Kanton Basel-Landschaft aussieht und welche Aufgaben der Staat in diesem Zusammenhang übernehmen sollte. Ich habe aus diesem Grund eine Umfrage bei Betrieben von familienergänzenden Angeboten gemacht, Vertreter von Wirtschaft, Politik, Verwaltung und Trägerschaften interviewt und die neusten Erhebungen und Berichte von Bund, Kantonen und Branchen-organisationen zusammengefasst.
Die Empfehlungen an den Kanton sind, die Subjektfinanzierung auf Ebene Gemeinden für die Elternbeiträge mit einer sinnvollen Einkommenobergrenze (inkl. Mittelstand) zu fördern und gleichzeitig Mittel zur Verfügung zu stellen (z.B. Übernahme von Infrastruktur- oder Administrativkosten), um die Anbieter zu stabilisieren und die Kosten zu mindern. Als Anschauungsbeispiel nehme ich grössere private Anbieter, z. B. profawo, die sich sowohl über Elternbeiträge wie auch über pauschale Mitgliederbeiträge finanzieren.
Wirtschaftsvertreter wünschen einen stärkeren Einbezug in die Ausgestaltung der Angebote, während Anbieter eine Plattform benötigen, das eigene Dilemma zu behandeln.
Bedarfsdeckung
Insgesamt sollen die familienergänzenden Einrichtungen der Ermöglichung der Berufstätigkeit von Frauen und Männern, aber im Speziellen von Frauen dienen. Die familienergänzenden Angebote werden im Vergleich zum europäischen Durchschnitt gut genutzt. Der Bedarf im Kanton scheint einigermassen gedeckt zu sein, Probleme mit der Schaffung von Angeboten zeigen sich hauptsächlich im oberen Kantonsteil. Dort werden häufig noch Lösungen der Nachbarschaftshilfe nebst Tagesfamilien genutzt.
Finanzielle Lage der Betriebe
Der Bedarf an finanzieller Entlastung der familienergänzenden Betreuungskosten für Anbieter wird inskünftig ansteigen. Um die wachsende Nachfrage nach familienergänzender Betreuung abzudecken, ist die Nachhaltigkeit der Angebote durch finanzielle Sicherheit für das Angebot gefordert. Dies scheint aktuell die Achillesferse der familienergänzenden Betreuung zu sein. Dieses Phänomen beschäftigt auch den Bund, der die Kantone auf die ungünstige Situation mit der Subventionierung der Kinderbetreuung hinweist und um Priorisierung bittet.
Subjektfinanzierung für Eltern
Die Massnahme, Eltern durch die liberale Subjektfinanzierung zu entlasten, greift nur so weit, als die Subventionsgeber bereit sind, genügend Mittel zu investieren. Entscheidend ist ausserdem die subventionsberechtigte Einkommensobergrenze, welche in vielen Gemeinden sehr unterschiedlich festgelegt wird. Liegt diese nämlich zu tief, wird der Mittelstand durch die familienergänzenden Massnahmen zu wenig unterstützt, was dazu führt, dass weiterhin viele Elternteile, vor allem Frauen, der Erwerbstätigkeit fernbleiben oder durch zu kleine Arbeitspensen nicht das mögliche Potenzial ausreizen, resp. das mögliche Einkommen erzielen.
Einbezug der Wirtschaft
Einen verstärkten Einbezug der Wirtschaft und mögliche «Waadtländer Verhältnisse» zu schaffen, scheint aktuell niemandem realistisch. Diesbezüglich müssten zunächst grundsätzliche gesellschaftliche und unternehmerische Haltungen geändert werden. Aus diesem Grund ist nicht sinnvoll, diesem Modell zum gegebenen Zeitpunkt Beachtung zu schenken. Die Situation im Kanton Basel-Landschaft ist föderalistisch und liberal ausgerichtet, weshalb durch Dialoge und gemeinsame Lösungsfindungen auf freiwilliger Basis ein Konsens angestrebt werden sollte.
Aus den Befragungen geht hervor, dass die aktuelle Situation für alle nicht befriedigend ist. Es zeigen sich jedoch die FEB-Betriebe und die Befragten aus den unterschiedlichen Bereichen sehr offen für einen Dialog und die gemeinsame Weiterentwicklung der FEB. Zur Ausarbeitung einer Lösung sehe ich eine interdisziplinäre Zusammenarbeit des Kantons (Regierung und Verwaltung) mit Vertretern von Trägerschaften, Wirtschaft & Verbänden, und dem Branchenverband, die alle in den Interviews Interesse und Bereitschaft zur Zusammenarbeit signalisierten. Damit sich alle Parteien gleichwertig einbringen können, empfehle ich für diese Zusammenarbeit eine externe Moderation.
In den nächsten Wochen und Monaten werde ich weitere Erkenntnisse aus meiner Masterarbeit hier veröffentlichen.
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